21.03.2025
Der neue Marc-Aurel-Hett-Saal im Bachhaus Eisenach. Foto: André Nestler.
Neuer Ausstellungsteil
Die Entwicklung der Blasinstrumente
Dank einer Schenkung von 468 historischen Blasinstrumenten kann deren Entwicklung im neuen Marc-Aurel-Hett-Saal des Bachhauses erzählt werden.
Blasinstrumente gab es schon immer. Doch das technikbegeisterte 19. Jahrhundert hat sie fast alle enorm verändert. Instrumente, die wir heute für selbstverständlich halten: das Waldhorn, die Trompete, die Querflöte, die Klarinette, die Oboe und das Fagott, wurden so optimiert, dass man eigentlich von Neuerfindungen sprechen muss, und die Tuba oder das Saxophon gab es zuvor nicht. Für Trompeten und Hörner kam die neue Zeit mit der Erfindung der Ventile, für Flöte und Klarinette kam sie mit der Entwicklung raffinierter Klappensysteme. Mühsam erlernte Techniken wie das „Stopfen“ des Horns oder das „Clarinblasen“ der Trompete in höchster Höhe wurden überflüssig. Viele Neuentwicklungen waren aber genauso schnell wieder vergessen: Der ehrwürdige Serpent, im „Sommernachtstraum“ von Mendelssohn verwendet, wurde zuerst vom Basshorn abgelöst, das z.B. Wagner gebrauchte, dieses dann durch die Ophikleide, für die Berlioz komponierte, bis alle durch die Tuba ersetzt wurden. Das Kornett hielt man lange für den Nachfolger der Trompete – Louis Armstrong begann damit seine Karriere –, bis die modernisierte Trompete wieder die Oberhand gewann.
2024 erhielt das Bachhaus von einem Sammler in Bergisch Gladbach eine Schenkung von 468 historischen Blasinstrumenten. Mit Hilfe dieser Schenkung wird die Entwicklung der Blasinstrumente nun im neuen Marc-Aurel-Hett-Saal dargestellt. Unter den 147 Ausstellungsstücken sind frühe Instrumente wie ein französisches Hüft-Jagdhorn von um 1700 oder der Lüneburger „Halbmond“ von um 1790, riesige Instrumente wie das Helikon und das Sousaphon, und ein „Double Bell“ mit zwei Schallstücken. Kurioses fehlt nicht, wie die „Strohgeige“ (eine Violine mit Schallstück), eine „Spazierstocktrompete“ nach historischem Vorbild oder eine Glasposaune. Die Einrichtung des am 21. März 2025 eröffneten neuen Raums wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Freistaat Thüringen sowie der Johann-Sebastian-Bach-Stiftung und der Neuen Bachgesellschaft in Leipzig gefördert.
Der Marc-Aurel-Hett-Saal befindet sich nicht innerhalb des Museumsrundgangs. Er lässt sich täglich auf Anfrage besichtigen, bitte fragen Sie hierzu am Tresen nach. Jeden Sonntag gibt es gegen 14:30 Uhr eine feste Führung. Gruppen können Sonderführungen unter Einbeziehung des Raums buchen. Er ist Teil des Schülerprogramms Nr. 4 zum Instrumentenbau und kann außerdem für andere pädagogische oder sonstige Veranstaltungen genutzt werden.
„Vom Kuhhorn zum Double Bell“: Ausstellung zur Entwicklung der Blasinstrumente. Bachhaus Eisenach, Marc-Aurel-Hett-Saal. Besichtigung täglich auf Anfrage. Führungen jeden Sonntag, ca. 14:30 Uhr (ohne Aufpreis, im Anschluss an das kleine Konzert um 14 Uhr). Sonderführungen und Schülerprogramme sind buchbar.
Fotos
Das Saxophon (links) entstand aus einer Ophikleide, die Adolphe Sax mit dem Mundstück einer Klarinette versah. Das Kornett (Mitte) ist eigentlich ein deutsches rundes Posthorn mit Ventilen. Es drohte zeitweise die Trompete zu ersetzen, bevor diese modernisiert wurde. Foto: André Nestler / Bachhaus Eisenach.
Links: Doppelhorn von Josef Lidl, Brno (Brünn), ca. 1920. Rechts: Pärchen Kuhlohörner (rechtsgriffig/linksgriffig), Ernst David, Bielefeld, 1930/31.
Das heute übliche Doppelhorn wurde 1897 von der Fa. Eduard Kruspe in Erfurt erfunden. Die warm klingenden Kuhlohörner entwickelte der Bielefelder Pfarrer Johannes Kuhlo zusammen mit dem Instrumentenbauer Ernst David zur Verwendung in evangelischen Posaunenchören. Foto: André Nestler / Bachhaus Eisenach.